SNBS: Hochbau-Standard überarbeitet

Im Rahmen einer Veranstaltung mit rund 400 Teilnehmenden hat das Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz NNBS zwei neue Standards lanciert. Neu entwickelt wurde zudem der SNBS-Areal, der zur umfassenden Bewertung von Arealen dient.

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SNBS-Hochbau

Der neue SNBS-Hochbau ist deutlich kompakter: Er hat gut 20 % weniger Kriterien (früher: Indikatoren) als sein Vorgänger und knapp 30 % weniger Messgrössen. Weggelassen wurden insbesondere Kriterien, die in rechtlichen Grundlagen, Richtlinien oder Normen schon stark verankert sind oder unter die wirtschaftliche Verantwortung der Bauherrschaften fallen. Trotz des verkleinerten Kriteriensatzes bleibt die Bewertungsqualität erhalten. Dies wurde anhand von neun nach SNBS-2.1-zertifizierten Projekten überprüft. Für die Zertifizierung wird statt des Notendurchschnitts pro Bereich (Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt) neu der Mittelwert über alle Bereiche verwendet.

Zusätzliche Kriterien stellen sicher, dass die Vorteile, die Erneuerungen bei der Nachhaltigkeit bieten, besser in der Gesamtbewertung abgebildet werden. Neu sind auch Anforderungen an die Klimaanpassung von Gebäuden und an das Mikroklima. Bei letzterem geht es um die Begrünung, die Beschattung von Aufenthaltsbereichen und die Eigenschaften von Oberflächen im Aussenraum. Damit wird dem fortschreitenden Klimawandel Rechnung getragen.

Im Zuge der weiteren Harmonisierung unter den Gebäudelabels Schweiz erhielt die Beurteilung von Energie und Treibhausgasemissionen (THGE) in GEAK, Minergie und SNBS eine gemeinsame Basis. Die Betriebsenergie wird nun anhand der gewichteten Endenergie gemäss den nationalen Gewichtungsfaktoren der Konferenz Kantonaler Energiedirektoren (EnDK) und des Bundesamts für Energie beurteilt. Dies sorgt für durchgängige Vergleichbarkeit zwischen GEAK, Minergie und SNBS bei Bestands-, Erneuerungs- und Neubauten.

Für die Bilanzierung der Treibhausgase aus dem Betrieb wird der gesamte Energiebedarf in THGE umgerechnet. Dabei werden die Energieträgerkoeffizienten gemäss der Empfehlung 2009-1-2022 «Ökobilanzdaten im Baubereich» der Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren (KBOB) verwendet. Hinsichtlich Energie und THGE in der Erstellung folgt der SNBS nun der Methodik von Minergie-ECO. Bei Neubauten wird hier wie bisher bewertet. Bei Ersatzneubauten werden graue Energie und THGE für rückzubauende Gebäude oder Teile davon in einer separaten Messgrösse mitbewertet.

Der SNBS-Hochbau steht ab sofort in Deutsch zur Verfügung. Die Hilfsmittel und Instrumente dazu können von https://nnbs.ch/snsb-hochbau/ kostenlos heruntergeladen werden. Vor Ende Jahr folgen auch die Versionen in Französisch und Italienisch.

SNBS-Areal

Mit dem neuen SNBS-Areal kann Nachhaltigkeit nun auch auf Arealebene umfassend beurteilt und zertifiziert werden. Er ist kompatibel zum SNBS-Hochbau, aber auf die spezifischen Rahmenbedingungen von Arealen ab mindestens 10 000 m2 ausgerichtet.

Bei der Entwicklung diente der SNBS-Hochbau als Basis. Der Standard betrachtet einzelne Bauten aber nur so weit, wie sie das Areal beeinflussen. Er umfasst 30 Kriterien und 80 Messgrössen. 22 Schlüsselkriterien wurden vom SNBS-Hochbau übernommen und 8 Kriterien neu entwickelt. Die neuen Kriterien decken Aspekte ab, die bei Einzelgebäuden oft nicht relevant sind, bei Arealen aber entscheidend zur Nachhaltigkeit beitragen. Dazu gehören beispielsweise die Governance, Anforderungen an die Entwicklungsphase oder die Einbindung des Areals ins Umfeld.

Anders als beim SNBS-Hochbau sind mit dem SNBS-Areal alle Nutzungen zertifizierbar, es müssen aber mindestens zwei Nutzungen im Areal vorhanden sein. Innerhalb des Areals sind Kompensationen, also Mischrechnungen bei THGE, Energiebedarf, Mobilitätsmassnahmen und bei der haushälterischen Bodennutzung möglich. Bei der Entwicklung sollen Synergien genutzt, arealübergreifende Energiekonzepte erstellt und die Kreislaufwirtschaft gestärkt werden.

Für die Zertifizierung muss über alle anwendbaren Kriterien ein Gesamtdurchschnitt von 5.0 erreicht werden.  Die THGE aus der Erstellung müssen mindestens mit 4.5 benotet werden, Städtebau und Architektur mindestens mit 4.0. Unterschiedlich Zertifizierungslevels wie beim Hochbau gibt es nicht. Die Gebäude müssen nicht zertifiziert sein, können aber während des Areal-Zertifizierungsprozesses vereinfacht zertifiziert werden.

Die Vorzertifizierung (VZ) findet in den SIA-Phasen 1 und 2 statt, die definitive Zertifizierung (DZ) in den Phasen 3 bis 5. Weil der SNBS-Areal in den Betrieb hineinwirkt, sieht er eine Rezertifizierung (RZ) in Phase 6 vor. Hierfür wird ein Energiemonitoring verlangt und es wird ein Verbesserungsprozess erwartet.

Mit der Anschlusslösung können zertifizierte 2000-Watt-Areale vereinfacht in den SNBS-Areal überführt und zertifiziert werden. Schliesslich adressiert der SNBS-Areal auch die Aspekte Environmental, Social and Governance (ESG) und die EU-Taxonomie.

Der SNBS-Areal steht ab sofort in Deutsch zur Verfügung. Die Hilfsmittel und Instrumente dazu können von https://nnbs.ch/snbs-areal/ kostenlos heruntergeladen werden. Die französische und die italienische Version folgen Ende Jahr. Unter https://nnbs.ch/snbs-areal/ sind Informationen zur Zertifizierung und zu Förderbeiträgen zu finden.

Die Label-Plattform

Die angekündigte gemeinsame Label-Plattform für Minergie und SNBS wird die Gebäude- und Arealplanung deutlich vereinfachen. Sie wird bei Zertifizierungen das SNBS-eigene Online-Tool ablösen. Auf der Plattform können zudem Daten und Ergebnissen zwischen Minergie und SNBS in beiden Richtungen übertragen werden. Die Label-Plattform steht ab November 2023 zur Verfügung. Laufende Projekte werden nicht migriert, sondern im Online-Tool für SNBS 2.0 und SNBS 2.1 weitergeführt.

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